Erlegerfotos – Kein Hexenwerk!

Immer wieder poste ich ganz bewusst Fotos meiner jagdlichen Erlebnisse und Erlegungen auf instagram und Facebook. Das ist ein umstrittenes Thema: die einen sagen, dass man sich als Jäger nicht verstecken dürfe, andere meinen, dass Bilder toter Tiere der Jagd mehr schadeten als nützten. Mir fällt auf, dass ich für meine Fotos auch von Nichtjägern eher Zustimmung als Ablehnung bekomme, shitstorms sind (bislang zumindest) ausgeblieben. Womöglich liegt das an der Herangehensweise. Einige Gedanken dazu:

1) Das ist keine Kunst!
Wie uns allen geht es auch mir darum, ein erlegtes Stück so schnell wie möglich sauber aufzubrechen und zu versorgen. Schließlich erzeugen wir ein premium-Lebensmittel. Aber auch mit der angemessenen „Totenwacht“ braucht es für ein Erlegerfoto, das man herzeigen kann, kaum Zeit: fünf Minuten. 2 Minuten um mir Gedanken zu machen darüber, wie Hintergrund, Vordergrund, Perspektive aussehen sollen. Nochmals 1,5 Minuten, um das Bild zu arrangieren, 1,5 Minuten, um vier oder fünf gute Aufnahmen aus unterschiedlichen Winkeln zu machen.

Was soll auf dem Bild wo hin?

2) Planung ist der beste Assistent.
Man sollte sich vorab überlegen, was das Erlegerfoto sagen soll. Soll es den Moment widerspiegeln, soll es ein besonderes Stück Wild herausheben, eine besondere Landschaft? Wo steht die Sonne, wie fallen die Schatten (auch der des Fotografen!), ist zu viel Bewuchs vor dem Stück, der entfernt werden will? Aus welchem Winkel nimmt man auf: stehend, gebückt, knieend? Wie weit wählt man den Bildausschnitt? Was soll mit aufs Bild, wo kommt die Waffe hin (wichtiger Tipp: Sie gehört NICHT aufs Wild, das Wild ist kein Gewehrständer)? Sind die Brüche zur Hand? All das macht man vor der Aufnahme. Man sollte nur nicht zu viel in das Bild reinpacken: besonderer Moment UND besonderes Wild UND besondere Landschaft. Das geht dann gern schief.


3) Handschrift entwickeln.
Es gibt Unmengen Erlegerfotos, und – sehr erfreulich! – zunehmend gute. Aber oft folgen sie allgemeinen Stereotypen. Ich habe mir meine eigene Handschrift entwickelt: Ich bin so gut wie nie auf Erlegerfotos zu sehen, weil mir das persönlich nicht gefällt. Es sieht mir zu sehr nach dem „Triumph des Jägers über die erlegte Kreatur“ aus, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Hut und Waffe vertreten mich, gelegentlich der Rucksack (wenn ich einen dabeihabe) oder der Pirschstock (immer dabei). Rucksack im Bild bedeutet: Ansitzerlegung. Pirschstock sagt: Pirscherlegung. Hund, so dabei, ist ebenfalls gern mit auf dem Foto. Ausnahmen bestätigen die Regel.


4) Bearbeiten ist explizit erlaubt!
Oft heißt es: ich bearbeite nicht, ich will das echte Foto haben. Erstens ist das Foto nicht das, was die Kamera abbildet, sondern das, was ich sehe: Stimmung, Licht, Wetter sollen den Moment wiedergeben, wie ich ihn erlebt habe. Denn ich mache das Bild, nicht die Kamera. Das ist wie beim Essen: das koche ich, nicht meine Küche. Zwotens: auch zu analogen Zeiten wurde bearbeitet, was das Zeug hält. So sind einige der berühmtesten Fotos überhaupt erst entstanden. Anbei zwei Beispiele dazu, sie zeigen jeweils die Originalaufnahme mit den Anweisungen ans Fotolabor sowie das endgültige Bild – beides sind bekannte „iconic shots“. ABER: Bearbeitet wird NACH Versorgung, es sei denn, die Bearbeitung ist voraussehbar in zwei Minuten erledigt und die Witterung lässt das am erlegten Stück zu.
Zur Bearbeitung gibt es viele gute Softwares, ich nütze fast ausschließlich eine App namens Snapseed.

Bildquelle: James Clarke


5) Handykamera reicht, Handykamera-App meist nicht.
So gut wie alle meine Erlegerfotos sind mit dem iPhone gemacht. Ich nütze dazu aber meist nicht die Kamera-Software des iPhones, sondern eine spezielle, die mir mehr einfache Kontrolle über Belichtung, Kontrast etc. ermöglicht, die gutes HDR aus mindestens drei Serienaufnahmen kann, die Fokus und Belichtung auf unterschiedliche Bereiche legen kann. Das sorgt für mehr Farbtiefe, für bessere Kontraste und einfach für mehr „Wumms“. In meinem Fall ist das die App „ProCamera.“ von Cocologics.

Eine Aufnahme, drei unterschiedliche Stimmungen.


6) Respekt wahren!
Das ist das Um und Auf. Aus einem schlechten, üblen, respektlosen Bild wird nie ein sauberes, vorzeigbares Erlegerfoto. Die Kreatur, im eigenen Blute schwimmend, auf dem Acker oder auf dem Maishaufen, wird zum toten Stück Fleisch. Das ist nicht das, was ich zeigen will. Ich will zeigen, warum mir diese Erlegung wichtig war, warum mir dieses Tier, dessen Leben ich genommen habe, besonders wichtig und wert ist, warum ich es respektiere und ehre. So gesehen ist das Erlegerfoto fast wie der Letzte Bissen zu werten.


7) Üben. Üben. Üben.
Kein Fotograf ist vom Himmel gefallen, es sei denn, er war unvorsichtig. Man sollte die Grundbegriffe der Fotografie zumindest mal irgendwo sich angelesen haben, und dann sollte man seine Softwares und seine Kamera (auch die in der Mobilette) beherrschen. Und: mit den Augen klauen gehen. Es gibt viele verdammt gute Fotografen aus Jägerkreisen sowohl auf Facebook als auch auf instagram, die eine wunderbare Bildsprache pflegen. Von allen habe ich gelernt und lerne stetig dazu.

Die Website bookyourhunt.com hat sich freundlicherweise bereit erklärt, eine englische Version dieses Textes zu veröffentlichen. English version click here.

Ein Kommentar

  1. Herzlichen Dank für Ihre Worte, die Sie – wie gewohnt – gefunden haben und die ich eigentlich auch nicht anders erwartet habe. Der Text sollte in der Jagdtasche seine wichtige Aufbewahrung finden, um aktuell noch einmal vor dem eigenen Erleger-Foto abgerufen und verinnerlicht zu werden. Mit herzlichem Waidmannsheil, Ihr Michael Modrow-Julienhof

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